Aktueller Rundbrief: Ausgabe 8 – August 2023

Hier steht Ihnen der monatliche Rundbrief der BTK-Geschäftsstelle mit Aktuellem rund um die Bundestierärztekammer und den tierärztlichen Beruf zur Verfügung.

 

Borchert-Kommission beendet Arbeit

Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung hat in seiner letzten Sitzung am 22.08.2023 beschlossen, die Arbeit einzustellen.

 Die damalige Bundesministerin Julia Klöckner mit den Mitgliedern der Borchert-Kommission zu ihrer konstituierenden Sitzung am 01.04.2019.

© BMEL

In einem Statement der sog. Borchert-Kommission heißt es u. a.:

„Das Kompetenznetzwerk erkennt an, dass in den letzten Monaten erste Schritte in Bezug auf Änderungen im Bau- und Umweltrecht sowie die Kennzeichnung unternommen wurden und die Einleitung eines Prozesses zur Einführung einer Tierwohlprämie erfolgt ist. Allerdings schafft die gegenwärtige Ausgestaltung für den Großteil der Landwirtschaft keine hinreichende Grundlage für einen Umbau. Erforderlich wären 1) die Ausgestaltung der laufenden Tierwohlprämien im Rahmen langfristiger und rechtssicherer Verträge und 2) eine ausreichende Finanzausstattung für die Umstellung einer jährlich steigenden substantiellen Anzahl von ökologischen und konventionellen Betrieben. Die politischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks wurden somit weder in der vorherigen Legislaturperiode noch in den ersten zwei Jahren der laufenden Legislaturperiode geschaffen. Auch der Entwurf des Bundeshaushalts 2024 lässt den notwendigen Durchbruch nicht erkennen. Das Kompetenznetzwerk beendet deshalb seine Arbeit.

Für das erteilte Mandat und das von vielen Beteiligten entgegengebrachte Vertrauen sowie insbesondere für den unermüdlichen Einsatz ihres Vorsitzenden, Jochen Borchert, bedanken sich die Mitglieder. Aus Sicht des Kompetenznetzwerks hat sich die Idee, ein Konzept zur Transformation eines wichtigen Teils der deutschen Landwirtschaft durch eine Multi-Stakeholder-Kommission erarbeiten zu lassen, bewährt. Das Kompetenznetzwerk hält eine deutliche Anhebung des Tierwohlniveaus in der gesamten deutschen Nutztierhaltung weiterhin für machbar und dringend erforderlich. Es ist – auch unter erschwerten geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – eine Frage des politischen Gestaltungswillens, entsprechende Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.“

 

HIT-Datenbank: Erweiterte Meldevorschriften

Im Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HIT-Datenbank) gibt es aufgrund von Änderungen im EU-Recht neue Regelungen zum Meldewesen bei Schweinen, Schafen und Ziegen. Bisher waren Halter:innen von Schweinen, Schafen oder Ziegen zur Abgabe einer Stichtagsmeldung über den am 1. Januar vorhandenen Bestand bis spätestens 15. Januar des laufenden Jahres sowie bei der Übernahme von Tieren zu Zugangsmeldungen innerhalb von 7 Tagen verpflichtet. Seit 01.08.2023 sind für diese Tiere zusätzlich auch Abgangsmeldungen innerhalb von 7 Tagen in der Meldemaske „Tierbewegungen“ der Datenbank vorzunehmen. Bei diesen ist, wie bei den Zugangsmeldungen, ausschließlich der Abgang lebender Tiere zu melden. Tod, Verendung, Tötung, oder Schlachtung sind weiterhin nicht anzugeben. Schlachtbetriebe melden unverändert nur den Zugang von Tieren. Die Abgangsmeldungen können auf dem gleichen Weg wie die Zugangsmeldungen in der HIT-Datenbank durchgeführt werden.

· Quelle: AgE 32/2023

 

Niederlande verhängt Zuchtverbot gegen Perser-Schaukatzenzüchter

Trotz des seit Jahren bestehenden Verbots wurde die Zucht von peke-faced Perserkatzen in den Niederlanden in gewisser Weise toleriert. Diese von schwerwiegenden Gesundheitsproblemen betroffenen Katzen gewinnen auf Katzenausstellungen sogar weiterhin Preise.

Nun wurde ein Züchter in den Niederlanden angewiesen, die Zucht von kurznasigen peke-faced Perserkatzen sofort einzustellen. Die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Konsumgütersicherheit (Nederlandse Voedsel- en Warenautoriteit – NVWA) reagierte damit auf ein Ersuchen der Tierschutzorganisation Dier & Recht (Tier & Recht) und stellte fest, dass der Züchter mit der Zucht von neun kurznasigen Katzen gegen das Gesetz verstoßen hatte. Bei der Inspektion bestätigte die NVWA, dass alle neun Elterntiere eine für die Zucht zu kurze Schnauze hatten. Folglich wurde dem Züchter ein Strafbefehl ausgestellt, mit der Möglichkeit einer erheblichen Geldstrafe für zukünftige Verstöße.

· FECAVA-News-Beitrag (11.07.2023)

 

Entscheidendes Gen für die Infektion mit Afrikanischer Schweinepest gefunden

Für die Afrikanische Schweinepest (ASP) gibt es bislang weder international zugelassene Impfstoffe noch Behandlungsmöglichkeiten. Ein Team unter der Leitung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und des Roslin-Instituts der Universität Edinburgh hat nun das Gen beim Schwein identifiziert, das für die Vermehrung des Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASPV) notwendig ist. Dies liefert wichtige neue Erkenntnisse über die Biologie des ASPV, die als Grundlage für künftige Forschungsansätze dienen können. Insbesondere bietet das gefundene Gen einen geeigneten Ansatz für die Entwicklung wirksamer Therapeutika gegen ASPV-Infektionen oder auch ASPV-resistenter Schweinerassen.

Das ASPV besitzt ein großes DNA-Genom, von dem in infizierten Zellen mehr als 160 virale Proteine hergestellt werden. Über die Funktionen vieler dieser viralen Proteine ist noch wenig bekannt. Ebenso ist nicht geklärt, welche zellulären Proteine das ASPV nutzt, um in die Wirtszelle einzutreten. Um für das ASPV wichtige Wirtsprotein zu identifizieren, stellten Wissenschaftler:innen vom Roslin-Institut eine CRISPR/Cas9-Expressionsbibliothek als molekulares Werkzeug zur Verfügung, die es ihren Kolleg:innen am FLI ermöglichte, in vitro alle bekannten Gene des Schweinegenoms einzeln auszuschalten und die erhaltenen Zellkulturen auf ihre Empfänglichkeit für eine ASPV-Infektion zu testen. Dies führte zur Identifizierung mehrerer Gene des Haupthistokompatibilitätskomplexes II (MHC II) als relevante Faktoren für die Vermehrungsfähigkeit von ASPV. Konkret konnte gezeigt werden, dass das MHC II-Rezeptorprotein SLA-DM für eine effiziente ASPV-Infektion benötigt wird. Somit könnte SLA-DM ein geeignetes Zielprotein für die Entwicklung wirksamer Therapeutika gegen die ASP oder ASPV-resistenter Schweinerassen darstellen. Die Studie wurde in Scientific Reports veröffentlicht.

· FLI-Beitrag (22.08.2023)

 

Impfstrategie mit flankierender Überwachung kann Schutz von Geflügel unterstützen

Jüngste Entwicklungen, die einen massiven Anstieg der Verbreitung des hochpathogenen aviären Influenzavirus (HPAIV) des Subtyps H5 bei Wildvögeln und in der Geflügelindustrie in vielen Regionen der Welt zeigen, lassen die Impfung in betroffenen Ländern als ergänzendes Präventionsinstrument in den Mittelpunkt neuer Schutzkonzepte rücken. Die Impfung allein habe sich nach Aussage eines Fachgremiums des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bei der Bekämpfung von Geflügelpest allerdings nie als erfolgreich erwiesen. Biosicherheitsmaßnahmen, eine kontinuierliche Bewertung des Impfschutzes sowie eine angemessene Überwachung geimpfter Bestände und die Typisierung nachgewiesener Feldvirusstämme zur Verbesserung der Impfstoffentwicklung seien gleichermaßen erforderlich.

© pixabay

Überwachungsstrategien, die auf die epidemiologische Situation ­eines Landes und die Art des verwendeten Impfstoffs zugeschnitten sind, müssten sorgfältig geplant und durchgeführt werden. Beim großflächigen Einsatz von Impfungen spielten aktive Überwachungskomponenten (z. B. serologische Untersuchungen geimpfter Bestände zur Überwachung der Herdenimmunität oder zur Bewertung des Impfschutzes, Umweltprobenahmen auf Lebendmärkten) eine wichtige Rolle für den wirksamen Nachweis von HPAI-Virus oder die Bestätigung der Freiheit der Bestände von Infektionen. Die passive Überwachung (d. h. virologische Analysen von erkranktem oder verendetem Geflügel) bleibe zur Früherkennung eines Impfversagens von Bedeutung, da unzureichend geschützte, infizierte Impfbestände klinische Anzeichen einer Infektion zeigen.

Eine Gruppe internationaler Wissenschaftler:innen skizziert in der Fachzeitschrift Biologicals, dass eine Impfung mit Nulltoleranz für Infektionen erreicht werden kann, wenn mehrere Ebenen geeigneter Überwachungsmethoden sinnvoll kombiniert werden (Publikation: https://doi.org/10.1016/j.biologicals.2023.101694).

· FLI-Pressemitteilung (31.07.2023)

 

Untersuchung der Arbeitszufriedenheit bei Kleintierärzt:innen

Auch in der Kleintierpraxis gibt es einen Mangel an qualifiziertem Nachwuchs, und viele Praxen oder Kliniken haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Die junge Generation legt viel Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Diese teils generationsbedingten Unterschiede sind häufig Ursache von Konflikten zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen. Das Institut forscht zu den Ursachen dieser Konflikte. Dazu arbeitet ein Team aus zwei Doktoranden, einer Epidemiologin und einer Sozialwissenschaftlerin aktuell an zwei Studien, einer qualitativen und einer quantitativen. Im quantitativen Teil werden Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen mithilfe von zwei getrennten Onlineumfragen befragt. Dabei sollen die unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der allgemeinen Arbeitsbedingungen wie der Arbeitszeit und dem Klima, der Karriere, aber auch bezüglich der Work-Life-Balance ermittelt werden. Zusätzlich wird dabei Wert auf die Selbst- und Fremdeinschätzung der Arbeitgeber:innen gelegt. Teilnahme an der Umfrage dauert ca. 15 Minuten.

Informationen: https://www.vetmed.fu-berlin.de/einrichtungen/institute/we16/forschung/angewandte_epidemiologie/kleintieraerzte/index.html

Link für Arbeitnehmer:innen: https://vetepi.limesurvey.net/185447?lang=de

Link für Arbeitgeber:innen: https://vetepi.limesurvey.net/897834?lang=de

PD Dr. med. vet. Roswitha Merle, Dipl. ECVPH und Toni Robert Engelke (Doktorand)

 


Inhalte Deutsches Tierärzteblatt September 2023

 

Tiergestützte Dienstleistungen

Interaktionen zwischen Menschen und Tieren wurden bisher weitgehend aus anthropozentrischer Sicht beschrieben. Welche Rolle die Tierärzteschaft im Zusammenhang mit tiergestützten Dienstleistungen für die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere einnimmt, ist bisher wenig erforscht und wird in diesem Beitrag von Dr. Katharina Ameli und Prof. Dr. Stephanie Krämer mit einem Fokus auf Praktiker:innen beleuchtet.

 

Arzneimittel

Anhand von Praxiserfahrungen und der Auswertung der wissenschaftlichen Literatur wurden in einem Forschungsprojekt die Möglichkeiten für Alternativen zum Einsatz von PMSG/eCG in der Sauenhaltung evaluiert: Während wichtige, der aktuellen Sauenhaltung angepasste, wissenschaftliche Erkenntnisse zwar noch fehlen, zeigt die Praxis, dass eine moderne Ferkelerzeugung ohne den Einsatz von PMSG/eCG möglich ist. Die wichtigsten Projektergebnisse sind hier von Prof. Dr. Dr. h. c. Axel Wehrend und Prof. Dr. Johannes Kauffold zusammengefasst.

 

Notfall Igel

Die Zerschneidung und Verringerung von artgerechten Lebensräumen haben Igel zu Kulturfolgern gemacht. In der Nähe menschlicher Siedlungen verursachen Eingriffe des Menschen jedoch neue Gefahren: vom Schottergarten bis zum Klimawandel. Somit ist auch jetzt Igelzeit und verwaiste oder verletzte Igel werden häufig in Tierarztpraxen vorgestellt, wie Ulli Seewald von der Initiative Pro Igel e. V. weiß.

 

 

 

Termine 2023

 

4. September

ATF-Vorstand Berlin

13. September

Ausschuss für Pferde Berlin

22. September

Ausschuss für Tierschutz Berlin

5./6. Oktober

Erweitertes Präsidium Berlin

6./7. Oktober

Herbst-Delegiertenversammlung Berlin

27. November

Juristischer Arbeistkreis Videokonferenz



Termine 2024

 

25./26. April

Erweitertes Präsidium Berlin

26./27. April 

Frühjahrs-Delegiertenversammlung Berlin

12./13. September

Erweitertes Präsidium Berlin

13./14. September 

Herbst-Delegiertenversammlung  Berlin

Termine 2025

7. Oktober Erweitertes Präsidium Dortmund

8. Oktober

Herbst-Delegiertenversammlung Dortmund

9./10. Oktober

30. Deutscher Tierärztetag Dortmund

Termine ATF-Fortbildungen/Gemeinschaftsveranstaltungen

Präsenzveranstaltungen

Online-Fortbildungen

 

 

Bleiben Sie gesund!

 

Mit freundlichen Grüßen
Ihre BTK-Geschäftsstelle

 

*Quellen der jeweiligen Artikel sind die angegebenen Links.