Aktueller Rundbrief: Ausgabe 2 – Februar 2024

Hier steht Ihnen der monatliche Rundbrief der BTK-Geschäftsstelle mit Aktuellem rund um die Bundestierärztekammer und den tierärztlichen Beruf zur Verfügung.

 

WHO-Liste medizinisch wichtiger antimikrobieller Mittel für die Humanmedizin

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine aktuelle Übersicht der medizinisch wichtigen antimikrobiellen Mittel für die Humanmedizin (WHO MIA-Liste) veröffentlicht. Nach WHO-Angaben soll die Veröffentlichung als Referenzinstrument dienen, um die Entscheidungsfindung von nationalen Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern in Gesundheits- und Landwirtschaftsministerien, von Behörden, die für die Regulierung, Überwachung und Sicherstellung des verantwortungsvollen und umsichtigen Einsatzes von antimikrobiellen Mitteln zuständig sind, sowie von Verschreibern in verschiedenen Sektoren zu unterstützen.

Ziel der WHO ist es, die Auswirkungen des Einsatzes antimikrobieller Mittel in nicht-humanen Bereichen auf die antimikrobielle Resistenz (AMR) beim Menschen zu minimieren. Damit ergänze sie auch das AWaRe-Rahmenwerk (Access, Watch, Reserve) sowie das Antibiotikabuch der WHO, die ebenfalls Leitlinien für den angemessenen Einsatz wichtiger Antibiotika im Gesundheitssektor böten.

Die Liste kategorisiert antimikrobielle Klassen nach ihrer Bedeutung für die Humanmedizin und nach dem AMR-Risiko und den potenziellen Auswirkungen ihrer Verwendung auf die menschliche Gesundheit in nicht-humanen Bereichen: kritisch wichtig, sehr wichtig und wichtig für die Humanmedizin.

 

Studie: Varroamilben begünstigen Virenbefall

Honigbienen werden durch Varroamilben nicht nur aufgrund des direkten Befalls geschädigt, sondern erkranken dann auch häufiger an Virusinfektionen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Ulm und der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften sowie von Forschenden aus weiteren EU-Ländern und den USA.

Die parasitären Milben veränderten vermutlich die Übertragbarkeit und Virulenz von Viren, berichten die Wissenschaftler:innen. Sogenannte „opportunistische“ Viren vermehren sich der Studie zufolge besonders gut in befallenen Bienenvölkern.

Die Forschung habe sich in der Vergangenheit sehr stark auf das Flügeldeformationsvirus konzentriert, vielleicht zu sehr, während andere Viren in den Schatten gestellt wurden, erklärte Prof. Joachim De Miranda von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften, der die Studie koordiniert hat. Das Forschungsergebnis sei besorgniserregend. Weltweit gebe es praktisch keine Varroamilben-freien Gebiete mehr. Zudem könnten die Infektionen auch auf Wildbienen und andere Bestäuber übergreifen.

Quelle: AgE 6/2024

 

ASP-Grundlagenforschung: Warum erkranken Warzen- und Pinselohrschweine nicht?

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine der komplexesten Viruserkrankungen der Haus- und Wildschweine mit enormen sozioökonomischen und ökologischen Auswirkungen. Hausschweine, europäische Wildschweine und vom Aussterben bedrohte Schweinearten erkranken schwer und sterben zumeist an der Erkrankung. Die aus Afrika stammenden Warzen- und Pinselohrschweine als ursprüngliche Wirte des ASP-Virus erkranken dagegen bei einer Infektion nicht.

Welche Faktoren hierfür bei verschiedenen empfänglichen Schweinearten entscheidend sind, untersucht ein EU-finanziertes Forschungsprojekt (ASF-RASH: „African Swine Fever pathogenesis and immune responses in Resistant And Susceptible Hosts“).

Im vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) geleiteten Projektverbund startet am FLI nun eine Studie mit vier Warzenschweinen, die von deutschen Zoos zur Verfügung gestellt werden. Eine Studie mit Pinselohrschweinen aus Zoos wurde im Rahmen von ASF-RASH bereits durchgeführt, die Auswertung der Ergebnisse läuft.

Projektpartner für die Zootiere sind die IUCN SSC Wild Pig Specialist Group, der europäische Verband der Zoo- und Wildtierärzte (EAZWV) sowie die Tapir and Suiform Taxon Advisory Group des europäischen Zooverbands EAZA.

Die Studienergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie die für die Empfänglichkeit und Schutzwirkung verantwortlichen Faktoren von Erreger, Wirtspezies und Immunzellen zusammenhängen. Für die Entwicklung und Optimierung von Impfstoffen seien diese Erkenntnisse immens wertvoll, da nach wie vor kein zuverlässiger Impfstoff zur Verfügung steht. Ein oral zu applizierender Impfstoff würde auch zum Schutz gefährdeter Schweinearten beitragen.

 

BVL legt „Trendbericht Zoonosen“ vor

Die gemeinschaftliche Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern, diesbezüglicher Antibiotikaresistenzen sowie die epidemiologische Untersuchung lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche regelt innerhalb der EU die Richtlinie 2003/99/EG (Zoonosen-Überwachungsrichtlinie). Demnach ist jeder europäische Mitgliedstaat verpflichtet, repräsentative und vergleichbare Daten zur Bewertung von Entwicklungstendenzen und Quellen von Zoonosen und ihren Erregern sowie Antibiotikaresistenzen zu erfassen, auszuwerten und an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu übermitteln.

Der „Trendbericht Zoonosen“ für das Berichtsjahr 2022 ist auf der Internetseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) abrufbar. Es ist die dritte Veröffentlichung dieser Art auf nationaler Ebene.

Dieser nationale Zoonosen-Trendbericht enthält vom BVL an die EFSA übermittelte Daten für das Berichtsjahr 2022, die sich im Wesentlichen auf die Prävalenzen der gemäß Richtlinie 2003/99/EG überwachungspflichtigen Zoonosen beziehen. Vergleichende Betrachtungen zwischen den repräsentativ erhobenen Daten aus dem Zoonosen-Monitoring und den risikoorientiert erhobenen Daten aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung der Länder stehen darin im Vordergrund.

 

Melden von unerwünschten Ereignissen nach der Anwendung von Tierarzneimitteln

Das Melden, systematische Erfassen und Bewerten von Verdachtsfällen von Nebenwirkungen erfolgt im Spontanmeldesystems. Es ist eine zentrale Säule bei der Überwachung der Tierarzneimittelsicherheit, weil mit diesem System zeitnah neue Risikosignale detektiert und der Nutzen der Arzneimittel für das Tier maximiert werden können.

In ihrem neu aufgelegten, gemeinsamen Flyer informieren daher das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) u. a. über die Sicherheit von Tierarzneimitteln und die Meldewege für unerwünschte Ereignisse – sogenannte Verdachtsfälle von Nebenwirkungen – nach der Anwendung von Tierarzneimitteln.

 

Impfung gegen hochpathogene aviäre Influenzaviren

Im Juni 2023 erläuterte die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) in einer ausführlichen Stellungnahme die Möglichkeiten der Impfung gegen hochpathogene aviäre Influenzaviren (HPAIV): Mit der Durchführungsverordnung 2023/361/EU hat die Europäische Kommission einen Paradigmenwechsel in der Bekämpfung der Geflügelpest vollzogen. Zuständigen Behörden ist es nun möglich, die Impfung von Geflügel gegen HPAIV – begleitet von strengen Überwachungsmaßnahmen – zu genehmigen. Der Grund für diesen Paradigmenwechsel liegt in der Tatsache, dass die Viren mittlerweile dauerhaft in Zug- und zunehmend auch in heimischen Vogelarten zirkulieren, und trotz konsequenter, europaweiter Bekämpfungsmaßnahmen eine inakzeptabel große Zahl an Wildvögeln und gehaltenen Vögeln verendet und Geflügelbestände getötet und unschädlich beseitigt werden mussten. Die StIKo Vet hat in ihrer Stellungnahme die rechtliche Möglichkeit, Bestände durch eine effektive Impfprophylaxe zusätzlich vor HPAIV schützen zu können, uneingeschränkt begrüßt.

Zwar stünden nach wie vor kein geeigneter, regulär zugelassener Impfstoff gegen aktuell zirkulierende HPAI-Viren zur Verfügung, im letzten Jahr seien aber zwei rekombinante HVT-H5 Impfstoffe, Vectormune der Firma CEVA und HVT-H5 (COBRA) der Firma Boehringer Ingelheim Vetmedica, am Wageningen Bioveterinary Research Institut in Hühnern getestet worden. Die immunologisch HPAIV-naiven Tiere wurden am ersten Lebenstag immunisiert und nach 8 Wochen mit einem aktuellen, heterologen H5N1-Challengevirus infiziert. Alle geimpften und direkt infizierten sowie alle geimpften Kontakttiere überlebten den Versuch, berichtet die StIKo Vet. Bei keinem der geimpften Tiere (unmittelbar infiziert oder Kontakt) wurde eine kloakale Virusausscheidung beobachtet (Germeraad et al., 2023).

Da die HVT-Impfstoffe beim Wassergeflügel nicht eingesetzt werden können, wurden durch die zuständige französische Behörde ANSES zwei weitere Impfstoffe in Enten getestet. Der eine Impfstoff, Duck H5-SRV vaccine®, ist ein RNA Replicon Impfstoff, der von der Firma CEVA entwickelt wurde. Der zweite, Volvac B.E.S.T. AI+ND®, basiert auf rekombinant in Insektenzellen exprimiertem H5-Antigen und wurde von Boehringer Ingelheim entwickelt. In diesen Versuchen wurden Entenküken zweimal unter Feldbedingungen im Abstand von 28 bzw. 18 Tagen parenteral geimpft und jeweils im Alter von 7 und 11 Wochen einer Belastungsinfektion unterzogen. Die geimpften Tiere schieden nach Belastung zwar Virus aus, die Virusausscheidung war im Vergleich zu ungeimpften, infizierten Kontrolltieren aber signifikant reduziert. Dieser Effekt war im Alter von 7 Wochen, d. h. 3 Wochen nach Abschluss der Immunisierung, deutlich ausgeprägter als nach 11 Wochen. In einem zweiten Versuchsdurchgang wurde die Virusübertragung von geimpften, infizierten Tieren auf geimpfte Kontakttiere im Alter von 7 Wochen untersucht. Im Vergleich zu ungeimpften Kontrolltieren schieden die infizierten, geimpften Tiere – unabhängig vom verwendeten Impfstoff – nur einen Bruchteil der Virusmenge aus. Auch in diesem Versuch konnte weder bei den geimpften, direkt inokulierten noch bei den geimpften Kontakttieren eine kloakale Virusausscheidung festgestellt werden (Grasland et al. 2023).

Sowohl in dem Infektionsversuch mit Hühnern als auch in dem Entenversuch lag der R0-Wert bei geimpften Vögeln deutlich unter 1. Entsprechend der Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sei dies eine Voraussetzung, die ein zukünftiger HPAIV-Impfstoff erfüllen müsse (EFSA Panel on AnimalHealth and Animal Welfare, 2023).

Insgesamt seien diese Ergebnisse erfolgversprechend und ließen hoffen, dass bald entsprechende Impfstoffe zur Zulassung kommen werden, resümiert die StIKo Vet. Die Daten zeigten jedoch auch, dass nicht mit einer sterilen Immunität nach HPAIV-Impfung gerechnet werden sollte.

In Deutschland bereiteten sich die zuständigen Behörden in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe derzeit auf den Einsatz der zu erwartenden, regulär zugelassenen Impfstoffe vor. In Frankreich, wo insbesondere der Bereich der Entenmast existenziell von HPAI bedroht ist, wurden vergangenes Jahr fünf HPAIV-Impfstoffe per Ausnahmegenehmigung nach Artikel 110 (2) der europäischen Tierarzneimittel-Verordnung 2019/06 zugelassen.

 

 


Inhalte Deutsches Tierärzteblatt März 2024

 

Weidetierhaltung

Mit dem Ziel, die Qualität der ganzjährigen Weidehaltung mit Rindern und Pferden auf Naturschutzflächen weiter zu verbessern, wurden im Frühjahr 2023 entsprechende Leitlinien veröffentlicht, die hier von einem Autorenteam um Gerd Kämmer kurz vorgestellt werden.

Podcast

Der Audio-Podcast hat als Medium in den letzten Jahren eine zunehmende Popularität erreicht. Dies trifft auch auf Tiermedizin-Podcasts zu. Die vielseitigen, in Podcasts dargestellten Themen mit veterinärmedizinischer Relevanz werden hier von Dr. Melanie Schweizer und Univ.-Prof. Dr. Dr. Johann Schäffer vorgestellt.

IGW-Pressekonferenz

„Traumberuf Tierärztin/Tierarzt?“ war das Thema der diesjährigen Pressekonferenz der BTK auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Hier sind die Statements der drei Expertinnen, Dr. Evelin Stampa, Dr. Christine Bothmann und Laura Darracott, über die vielfältigen Einsatzbereiche in der Veterinärmedizin und wie sich die Erwartung von der Wirklichkeit unterscheidet, zusammengefasst.

Igel im Frühjahr

Je nach Regionalklima erwachen die Igel bald – und dem gilt es richtig zu begegnen. Hier gibt Ulli Seewald vom Verein Pro Igel einige Informationen rund um das Thema Winterschlaf und dem Erwachen daraus.

 

Termine 2024

 

12./13. März 

Präsidium Klausurtagung Berlin

27. März

Ausschuss für Pferde  Videokonferenz

25./26. April

Erweitertes Präsidium Berlin

26./27. April 

Frühjahrs-Delegiertenversammlung Berlin

2. Juli

Bundesweiterbildungsarbeitskreis Hannover

12./13. September

Erweitertes Präsidium Berlin

13./14. September 

Herbst-Delegiertenversammlung  Berlin

Termine 2025

20. März Erweitertes Präsidium Berlin
21./22. März Frühjahrs-Delegiertenversammlung Berlin
7. Oktober Erweitertes Präsidium Dortmund

8. Oktober

Herbst-Delegiertenversammlung Dortmund

9./10. Oktober

30. Deutscher Tierärztetag Dortmund

Termine ATF-Fortbildungen/Gemeinschaftsveranstaltungen

Präsenzveranstaltungen

Online-Fortbildungen

 

 

Bleiben Sie gesund!

 

Mit freundlichen Grüßen
Ihre BTK-Geschäftsstelle

 

*Quellen der jeweiligen Artikel sind die angegebenen Links.